Brandschutz im HoHo Wien
22.11.2024
Der erste behördliche Brandschutztest im Frühjahr 2016 hat alle überrascht! Die HoHo Wien- Holzkonstruktion ist TOP! Als brennbarer Baustoff kämpft Holz in den meisten Ländern, besonders in Österreich, mit strengeren Brandschutzvorschriften als Stahl oder Beton. Die Brandlast ist zwar eine höhere, da die Tragstruktur zu brennen beginnt, Holz ist deswegen jedoch nicht unsicherer! Durch Bildung einer Oxidationsschicht (Verkohlungsschicht) und der entsprechenden Überdimensionierung des jeweiligen Querschnitts wird der Abbrand verzögert und kontrollierbar. Stahl ist nicht brennbar, aber es verliert unter Hitzeeinfluss seine Festigkeit schlagartig, auch in Stahlbetonträgern.
Seit einer Novelle der Wiener Bauordnung 2008 war es so, dass alles, was mehr als vier Geschosse hatte, nicht in Holz gebaut werden durfte. Seit 2015 ist ist Holzbau auch in der Gebäudeklasse 5 (bis zu sechs Geschoßen) zulässig. Aber dann war Schluss. Im HoHo Wien
wollten Günter Kerbler und Caroline Palfy aber mehr wagen und vor allem das Holz innenräumlich erlebbar machen. Caroline Palfy, Architekt Rüdiger Lainer, Brandschutzplaner Alexander Kunz und Tragwerksplaner Richard Woschitz arbeiteten von Beginn an in enger Abstimmung mit den dafür zuständigen Behörden. Durch die laufenden Anpassungen an behördliche Vorgaben konnten eine effiziente Umsetzung und Durchführung des Projektes gewährleistet und unnötige Verzögerungen aufgrund nachträglicher Adaptionen vermieden werden. Die Strategie, den Behörden nicht etwas Fixfertiges, sondern alle wesentlichen Akteure – die Stadtbaudirektion Wien, die Magistratsabteilung MA37 11, die KSB Kompetenzstelle Brand sowie die Feuerwehr Wien, frühzeitig in den Prozess miteinzubinden, war die beste Entscheidung. Der erste behördliche Brandschutztest im Frühjahr 2016 hat alle überrascht!
Einige Maßnahmen im HoHo Wien:
– Ausführung einer flächendeckenden Brandmeldeanlage zur frühzeitigen Alarmierung
– Ausführung einer flächendeckenden Sprinkleranlage
– Zwei Sprinklerbecken im Untergeschoß
– Bemessung der tragenden Konstruktion auf Abbrand, sodass im Brandfall eine Standfestigkeit von mehr als 90 Minuten auch ohne Berücksichtigung einer automatischen Löschanlage gegeben ist
– Ausführung kleiner Brandabschnitte als Kompensation für die über die Tragkonstruktion zusätzlich eingebrachte Brandlast
– Schächte aus nicht brennbaren Baustoffen
– Besonders sorgfältige Ausführung von Gebäudefugen, sodass ein Einbrand in die brennbare Konstruktion vermieden wird
Ma39 Brandschutzversuch, Systemknoten: bei 90 Minuten Abbrand 8,4 cm!!!